News Detail: CD: Top Tipps
PUNK
Sum 41: Chuck
Zugegeben, auch wenn die spaßige Seite des Punk schon vor ein paar Jahren reichlich abgelutscht wirkte, vermochte es "All Killer No Filler", das zweite Album von Sum 41, durchaus zu begeistern. Rotzfrech war das Wort, das immer im Zusammenhang mit den vier Kanadiern fiel. Rotzfrech vor allem, weil Sum 41 als Punks genau dem Genre huldigten, dass in der Musikwelt eine Antipode zu Punk bildet: dem Metal. Ein paar Jahre sind ins Land gegangen, und das eher unbedeutende "Does This Look Infected?" ließ für die Zukunft von Sum 41 nichts Gutes ahnen.
Doch "Chuck", die vierte Langrille der Skatenicks, reiht sich in die Galerie der ungewöhnlicheren Punk-Alben des letzten Jahres ein. Auch wenn die Veränderungen bei Sum nicht so offensichtlich an der Oberfläche liegen wie beispielsweise bei Blink 182 oder Green Day. Es klingt durchgehend nach Punk, allerdings treten die Metal-Referenzen deutlicher hervor als je zuvor. Schon das Sum-typische Intro zitiert Metal-Standards, eine straighte Punk-Combo hätte sich solch eine Spielerei als reine Zeitverschwendung gespart. Mit "No Reason" hat "Chuck" noch einen recht punk-straighten Opener, der die gewohnte Melodic-Punk-Textur eines Sum-Songs aufweist. Doch schon die erste Single "We're All To Blame" kopiert in der Struktur Metal-Tracks. Vor allem das Drumming, die alles schlachtende Gitarre und der Aufbau des Tracks mit dem fast balladesken Refrain vermutet man nicht unbedingt an dieser Stelle. Mit ihren Zitaten gehen Sum 41 durchaus auch mal ins Detail: So schmückt der Einstieg in "The Bitter End" das Riff aus Metallicas "Through The Never" (vom schwarzen Album), und auch die Soli erinnern an Hammetts Fingerfertigkeiten.
Eine Überraschung wartet am Ende des Albums: auf halbem Weg mutiert "88" von einer niedlichen Punkballade zum Metal-Blast de Luxe. Sie können es einfach nicht lassen. Und sie machen es so gut, dass man ihnen die Hartwurst-Nummer abnimmt. Doch auch in anderer Hinsicht haben sich Sum 41 durchaus entwickelt. So zitiert "Angels With Dirty Faces" in den ersten Takten die verstörende Stimmung, die man von A Perfect Circle oder den Deftones kennt. Auch gesanglich geht "Chuck", das übrigens nach dem UNO-Mitarbeiter benannt ist, der den Jungs während ihres Aufenthalts im Kongo die Hintern gerettet hat, weiter als seine Vorgänger.
Derycks Stimme lehnt sich bei "Slipping Away" an Blink 182 an, bei leicht groovenden "There's No Solution" spuken Bilder von Linkin Park durch die Gehörgänge. Allerdings bleibt es nie bei der platten Kopie, Sum 41 gelingt es, die Einflüsse durchklingen zu lassen, gleichzeitig aber einen eigenen Sound zu wahren. Und für Puristen gibt es noch Tracks wie "Some Say" oder "Open Your Eyes", wo die Kanadier einfach nur nach ihnen selbst klingen. Das können sie dann auch ganz gut.
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POP/ROCK
Duran Duran: Astronaut
Spätestens seit letzter Woche dürfte es die ganze Republik wissen: die Wild Boys sind wieder raus aus dem Käfig. Grund: die Kult-Popband beehrte Stefan Raabs quotenträchtige Late Night Show. Schon seit Wochen jetten Simon Le Bon und Co. ohne Rücksicht auf ihr Alter quer über den Erdball, um der Weltpresse kund zu tun, dass sie sich nicht nur alle Fünfe wieder lieb, sondern auch noch ein neues Album aufgenommen haben. Etwa um das Jahr 2001 begab es sich nämlich, dass auch die zwischenzeitlich ruhmabstinenten drei Taylors nach 19 Jahren wieder Bock auf Rampenlicht hatten. Anscheinend war dem Quintett von Anfang an bewusst, dass ein peinliches Comeback-Album die Folgeschäden kaum verringert, die ihre stilprägend hawaiibunte Garderobe der 80er Jahre bis heute angerichtet hat. Deshalb bastelten Duran Duran beinahe zwei Jahre an "Astronaut", luden Gäste ein und wieder aus und sicherten sich die Dienste zahlreicher Star-Produzenten wie Rich Harrison (Beyoncé, Usher) und Don Gilmore (Avril Lavigne, Linkin Park), um bloß nicht den Sound-Anschluss an die Jetzt-Zeit zu verpassen. Der ja irgendwo wiederum ihr eigener ist.
Tatsächlich klingt "Astronaut" genau so, wie man sich ein Sound-Update der perfektionistischen Pop-Dandys eben vorstellt: an keiner Stelle der auf den Punkt produzierten Platte entdeckt man Störgeräusche oder sonstige neuzeitliche Sound-Errungenschaften, alles klingt elektronisch stubenrein und hitsicher. Und allzu oft belanglos. Fairer Weise muss aber angemerkt werden, dass Duran Duran auch in ihrer Jugend nie über die volle Album-Distanz begeisterten. Immer tummelte sich reichlich Füllmaterial neben Glanztaten wie "The Reflex" oder "Hungry Like The Wolf".
Dass nun die aktuelle und eher platt geratene Single-Auskopplung "(Reach Up For The) Sunrise" als würdiger Nachfolger des Klassikers "New Moon On Monday" angepriesen wird, ist natürlich kompletter Unfug. Schon die wenig tiefschürfenden Eingangszeilen verheißen nichts Gutes: "Now the time has come, the music's between us". Die Musik, die Sänger Le Bon meint, ist ein Lifting von Großvater Synthie-Pop, schillernd aufgemotzt mit den altbekannten Links zu Funk und R'n'B. Zugegeben, hier kommen nun tatsächlich die Vorbilder von Kapellen wie Zoot Woman, The Killers oder den Scissor Sisters mit neuem Material angerauscht. Dies allein entschuldigt aber keine songwriterischen Schwächen, wie sie zumindest auf Le Bons und Rhodes' Duran Duran-Platte "Pop Trash" von 2000 kaum vorkamen: Der müde R'n'B-Funk von "Bedroom Toys" ist frech, schale Popsongs wie "Astronaut" oder das in Teilen an Madonnas "Papa Don't Preach" erinnernde "Want You More!" nicht minder, während das Qualitätslevel von "Taste The Summer" bereits im Titel angekündigt wird. Dennoch ist da noch immer Le Bon, an dessen stimmlichem Ausdrucksvermögen scheinbar sämtliche Exzesse schadlos vorbei schrammten.

Songs wie "Point Of No Return" oder die Uptempo-Nummer "Nice" retten maßgeblich seine Melodielinien. Und ab und an blitzt die alte Genialität in vollem Umfang auf: Allen voran in "What Happens Tomorrow" mit geiler Taylor-Gitarre oder im coolen "One Of These Days". Auch die ruhigeren Nummern "Chains" und "Finest Hour" stehen klar auf der Habenseite. Sie hätten sich einfach nicht so gegen den Gitarreneinsatz sträuben sollen, die alten Elektro-Fuzzis. Und diesen Usher-Produzenten hätten sie sowieso gleich draußen lassen sollen. Ob "Astronaut" nun im internen Charts-Battle gegen Robbie Williams gewinnen wird, für den seit kurzem Ex-Duranie Stephen "Tin Tin" Duffy komponiert, darf bezweifelt werden. Doch wie sagte Nick Rhodes kürzlich in einem Interview? "Wir wollten einfach ein klassisches Duran Duran-Album machen." Auftrag ausgeführt.
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POP/ROCK
Ronan Keating: 10 Years Of Hits
"You say it best when you say nothing at all." Mit diesen Worten im Opener liefert Ronan Keating seinen Kritikern auf der Hit-Compilation natürlich eine hübsche Angriffsfläche. Ja, hättest du mal lieber die Klappe gehalten, könnte man da höhnen. Es stellt sich die Frage: Warum bringt Ronan nach nur drei Solo-Studioalben eine Best Of heraus? 10 Years Of Hits. Das ist ja Schmuh. Der Beginn seiner Solo-Karriere reicht noch nicht einmal fünf Jahre zurück, erschien das erste Album unter seinem Namen doch auf der Schwelle zum Millennium. Da haben sich dann einfach noch ein Paar Boyzone-Hits mit aufs Album geschmuggelt. So was ...
Ronans Hits bieten durchweg weichgespülten Pop, einmal mit Disney-Comic-Klängen im Opener, dann mit billigen Drum-Synthies und ausgelutschten weiblichen Background-Chören. Wie langweilig. "The Way You Make Me Feel" setzt dem Spaß die Krone auf. Wer als Mister Reibeisen-Stimme mit Stock im Arsch Bryan Adams könnte Herrn Keating besser ergänzen? Mehr als Schunkeln geht da nicht. Gott sein Dank weckt mich "Lovin' Each Day" wieder auf. In Keating-Verhältnissen gedacht geht da die Post ab. Zwar bleibt die Komposition auch auf der sicheren Seite, immerhin wird das Tempo mal angezogen. Es darf getanzt werden. "If Tomorrow Never Comes" gibt dann allen den Stoff, den man von einer Ballade eines Ex-Boygroup-Mitglieds erwartet. Schnulz, in dem man sich in schwachen Momenten verlieren kann. Blöd nur, dass diese Nummer ursprünglich auf einem Album von Garth Brooks zu finden war.
Und so geht es weiter und weiter und ... Wobei natürlich die Balladen überwiegen. Mal holt sich Ronan die Verstärkung einer Frauenstimme (erst die soulige von Lulu auf "We've Got Tonight", dann die dunkle und volle von LeAnn Rimes auf "Last Thing On My Mind"), dann einen Mann an Bord. Durchweg fehlt es jedoch an musikalischem Einfallsreichtum, Abwechslung oder Ideenreichtum. Da stechen auch die neuen Songs "I Hope You Dance" (eine Coverversion) und "Somebody Else" nicht heraus. "Words", eine Ballade, die er einst mit Boyzone sang und nun neu aufnahm, rührt dagegen wirklich an. Ist aber leider auch eine Cover-Version ..
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POP/ROCK
Her Majesty's Sound: Esperanza
Sommer 1936: Der Luxusliner 'Esperanza' verlässt den Hafen von Buenos Aires, an Bord die Schönen und Reichen Südamerikas auf der Suche nach Glück und Unbeschwertheit. Zu ihrer Unterhaltung mit an Bord das 'Her Majesty's Sound' Orchester.
Nach einer Reisezeit von 33 Tagen bricht der Kontakt zum Schiff ab - es und seine Passagiere werden nie mehr gesehen. Als einziger Hinweis auf das Schicksal der « Esperanza » taucht Jahre später ein Telegramm auf, das ein Passagier seiner Verlobten kurz vor dem Verschwinden sandte: Er beschreibt darin seltsame Lichterscheinungen am Himmel.
Sommer 2003: Tonaufnahmen von Her Majesty's Sound werden in einer Hinterlassenschaft gefunden. Teile daraus und die Mischung mit aktuellen urbanen Sounds lassen Her Majesty's Sound wieder neu aufleben, als käme diese Musik wie ein fernes Versprechen aus den Weiten des Ozeans zu uns zurück. - Das Resultat dieser einzigartigen Kombination ist Esperanza, ein Album realisiert vom Schweizer Soundvisionär und Produzenten Alexander Friedrich (ein Nachkomme eines Mitglieds von Her Majesty's Sound), der Schwedischen Sängerin Karen Hanssen und dem Multi-instrumentalisten Adam Taubitz, einem ehemaligen Violonisten der Berliner Philharmoniker. Dieser neue Sound und die Faszination, welche von Her Majesty's Sound ausgeht, ziehen alle in ihren Bann, die wie damals die Passagiere der ESPERANZA auf der Suche nach Hoffnung, Unbeschwertheit und einer besseren Welt sind, und laden zu einer musikalischen Entdeckungsreise ein.
Her Majesty's Sound ist zurück - lebendiger denn je.
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POP/ROCK
Jimmy Eat World: Futures: Enhanced
Kennt eigentlich jemand außer mir den Landliebe Kakao in der Ein-Literflasche? In vielfacher Hinsicht hängt mein Wohlbefinden mit diesem Wundertrunk zusammen: wenn ich mal unten bin, richtet er mich auf, wenn ich krank bin, pflegt er mich gesund. Bin ich traurig, bringt er mich zum Lachen, und wenn ich mich fürchte, beschützt mich die große Flasche. Das Einzige, was dieser Wunderwaffe gleichkommt, ist die Musik von Jimmy Eat World. Sie sind der gute Kakao der Gitarrenmusik.

Entsprechend dürstend erwartete ich die Ankunft von "Futures", dem Nachfolger des Brechers "Bleed American". Und immer ist es dasselbe mit Jimmy Eat World: beim ersten Hören ist man fast ein wenig enttäuscht, hat man doch das ultimative Superalbum erwartet. Aber dann entwickelt die Platte ihr Aroma und ist aus dem eigenen Leben nicht mehr wegzudenken. Dieses Mal haben sie die perfekte Mischung aus feinsten Emorock-Bohnen à la "Bleed American" und zum Heulen schönen Balladen nach Art von "Clarity" gefunden. Wieder beginnen Jimmy Eat World mit einem rhythmisch rockenden Titeltrack, auch wenn "Futures" ein wenig gefühlvoller vorgeht als das fast schon brutale "Bleed American". Mit "Just Tonight ..." erfährt das Tempo noch eine leichte Steigerung. Aber die derben Kracher sind diesmal gleichmäßiger aufs Album verteilt, "Nothingwrong" und "Pain" finden sich erst weit hinten, die Jungs spielen die Dramaturgie-Klaviatur mittlerweile mit beängstigender Perfektion. Mit dem eindringlichen "Work" oder dem gar nicht konspirativ zu verstehenden "23" frönen die vier Kalifornier der Powerballade, dass es einem das Lächeln ins Gesicht brennt. Gäbe es das gute alte Mixtape für die/den Angebetete(n) noch, vor allem "Work" würde sich sicher tausendfach darauf wiederfinden. Und wer bei "Drugs Or Me" keine feuchten Augen bekommt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Wenn es erlaubt ist, das böse E-Wort zu benutzen: Jimmy Eat World mag man als Konsensmucker oder Weichspüler bezeichnen wie man will, den Emo-Thronanspruch, den sie mit "Clarity" angemeldet und mit "Bleed American" unterstrichen haben, kann man kaum noch negieren, zumal sie sich mit "Futures" fast schon selbst gekrönt haben. Gefeiert wird die Inthronisation natürlich mit Kakao.
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SOUNDTRACK / KLASSIK
Les Choristes (Die Kinder des Monsieur Mathieu)
Frankreich im Jahr 1949. Gebeutelt von den Folgen des zweiten Weltkrieges und auf dem Weg zur Reintegration der Bevölkerung. Hauptleidtragende wie immer die Kinder. Man weiß sich nicht weiter zu helfen, als sie in Besserungsanstalten zu stecken, und die Problematik überalterten Lehrern zu überlassen. Diese kommen mit ihren veralteten und autoritären Methoden nicht weit und verzweifeln an den schwer erziehbaren Buben. Die bedrückende Stimmung fängt der Film ein, und es naht erst Rettung, als ein gescheiteter Musiker die Schule betritt und versucht, die Bengel mit alternativen Lehrmethoden zu bändigen. Das soll ihm mit der Wirkung der Musik im Laufe des Filmes auch gelingen. Das Remake von Jean Drevilles 1945 gedrehtem "La cage aux Rossignols" besticht nicht durch revolutionäre Ideen und eine neue Story, sondern wird dank seiner Filmmusik zum Kassenschlager in Frankreich. Bruno Calais komponiert die Lieder eigens für die 95-minütige Gut-Mensch-Story. Das Resultat sind 35 Minuten vorwiegend eingängige und traurige Melodien, die meistens von einem Jungenchor auf französisch gesungen werden. Ein Orchester aus Streichern und Klarinetten untermalt die sanften Stimmen der Buben gekonnt. Die tragende Melodie des ersten von 21 Stücken "Les Choristes" ist das Thema der CD, das in "Vois Sur Ton Chemin" als xylophonbegleiteter Kanon erklingt. Dabei bleibt die Instrumentierung mit anfänglicher Klavierbegleitung, einer einfallsreichen Harve und sanfter Klarinette immer zurückhaltend. Bei "Sous La Plui" tritt die Melodie noch einmal in den Vordergrund, wird aber nur von Instrumenten und ohne Vokalstimmen angerissen. Der Komponist bringt das Thema in einer fünfteiligen Periode wieder, und so taucht sie in "L'Évocation" wieder rein instrumental auf. Wie auch vier Stücke später bei "Morhange". Das in Moll gehaltene zweite Thema singt anfänglich der Chor in "In Memoriam" mit einer glasklaren Buben-Solostimme im Vordergrund. Bei "L'Incendie" spinnt er aus diesem weiteren Thema einen Kanon, in dem ein Cello die düstere Stimmung des Stücks untermalt. Dieses Thema reizt Coulais als reines Vokalstück "In Memoriam A Capella" mehrstimmig aus.
Zwischen den Themen sind reine Instrumentalstücke eingebracht, sowie eine Motette "La Nuit" des barocken Kirchenmusikers Rameaus aus dem 18. Jahrhundert. Die wehmütige Nostalgie des Klassikers versucht Bruno Coulais in seinen Kompositionen einzufangen, was ihm sehr gut, aber auf recht einfache Art gelingt. Im 18. Jahrhundert befand sich die europäische Welt in einem Wandel vom Absolutismus zur aufgeklärten Monarchie oder sogar zur Republik. Die Situation der Bevölkerung, die zwischen Freude und Überforderung hin- und hergerissen war, kann man mit der Situation der Menschen nach dem zweiten Weltkrieg vergleichen. Der Komponist hat hier durchaus die Parallelen erkannt und gekonnt umgesetzt. Man darf jedoch kein Werk erwarten, dass den großen Musikern des Barocks wie Monteverdi oder Bach Konkurrenz machen könnte. Dafür liebt Coulais viel zu sehr die Schlichtheit und Einfachheit seiner Werke. Als Filmmusik jedoch durchaus hörenswert.
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METAL
Rhapsody: Symphony Of Enchanted Lands 2
Manchmal geht's mir wie dem kleinen Jesus, und ich wünsche mit inständig, dass der Kelch an mir vorüber gehe. Doch der gute Joe hing letztendlich doch am Kreuz, und auch der kleine Eddy sieht sich mit dem neuesten Output von Rhapsody konfrontiert. Ist noch irgendwo ein Job als Galionsfigur frei? Nägel bring ich auch selbst mit ...
Aber genug gejammert, immerhin ist man sich bei den Italo-Bombast-Metallern nie darüber im Unklaren, was einen denn mit dem nächsten Werk erwartet. Genau so verhält es sich auch mit "The Symphony Of The Enchanted Lands II", nach dessen Erscheinen die Fans schon lechzen, während die Gegner schon ein Dauergrinsen im Gesicht haben dürften. Auch wenn es hier von allem etwas mehr gibt, und alles größer und mächtiger wirkt. Machen wir trotzdem mal die Erklärung für denjenigen, der der Band noch unvoreingenommen gegenüber tritt.
Wie auf allen anderen Veröffentlichungen der Band eigentlich auch, so wird auch auf diesem Album geprotzt und geklotzt, was das Zeug hält. Der perfekt inszenierte melodische Power Metal lässt spieltechnisch und kompositorisch keinen Zweifel zu, und auch die klassisch barocken und folklorischen Elemente fügen sich bestens in die Kompositionen ein. Dieses Mal gab es genügend Kohle, um nicht nur einen 50-köpfigen Chor, sondern sogar noch das tschechische Bohuslav Martinu Philharmonieorchester zu engagieren. Zusammen mit diesen ist es Rhapsody gelungen, stellenweise echte Soundtrack-Atmosphäre zu schaffen, die wirklich atemberaubend ist.
Bestes Beispiel dafür ist das zehnminütige "Sacred Power Of Raging Winds", das aber an den typischen italienischen Power Metal Krankheiten leidet: Es wird gedüdelt, bis einem Hammer und Amboss aus den Löffeln rieseln. Des weiteren schmalzt es vor Pathos und Heldentum mehr als in der Hauptkonditorei von Dr. Oetker. Nichts gegen eine gute Fantasy-Story, aber die Figuren von Rhapsody sind einfach so strahlend, schön und tugendhaft, dass es schon wieder weh tut. Dass der normale Heldenkrieger sich nie zum Kacken in die Büsche verziehen muss, daran hat man sich ja gewöhnt, aber die Rhapsody-Helden furzen wahrscheinlich noch Jasminduft.
Sämtliche hier angeführten Kritikpunkte sind für Fans wohl höchstens noch zusätzliche Kaufempfehlung, denn genau das macht die Band ja seit jeher aus. Es soll hier auch nicht verschwiegen werden, dass es sich bei dem Album wohl um einen ziemlichen Klassiker dieses Genres handelt, dessen Konzeptstory von keinem Geringeren als dem Saruman- und Dracula-Darsteller Christopher Lee sprachlich verbunden wird. So bleibt einem objektiv nichts anderes übrig, als den Italienern einen gewissen Respekt zu zollen, auch wenn man Sound und Einstellung eher belächelt.
In der Limited Edition gibt es noch eine DVD dazu, die neben drei Videoclips (allerdings alle zum selben Song) auch noch einiges "Behind The Scenes"-Material bereit hält und es insgesamt auf knappe 50 Minuten bringt.
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TIPP: Rhapsody: Symphony Of Enchanted Lands 2: Limited Edition (2 CD)

 
DEATH-/TRASH METAL
Cataract: With Triumph Comes Loss (2 CD)
Die Schweizer machen guten Käse - stimmt. Die Schweizer stellen brillante Schokolade her - stimmt. Die Schweizer sind langsam unterwegs - stimmt nicht so ganz. Mit der neuen Scheibe "With Triumph Comes Loss" beweist die Schweizer Metalcore Band Cataract, wie zügig sie voran stampfen kann. Es ist zwar schon ihre dritte Veröffentlichung, jedoch die erste bei Metal Blade Records. Ein wahrer Erfolg für den Frontmann und Sänger Federico Carminitana, seine Gitarrenblatt-Kratzer Simon Füllemann und Greg Mäder, den Basser Michi Henggeler und nicht zu vergessen Ricky Dürst, der gehörig auf den Drums voran drischt. Die erste Feuerprobe haben die Jungs beim SummerBreeze-Festival offiziell bestanden. Für das Paar heiße Ohren bedankte sich die Masse mit einem mittäglichen Moshpit gebührend. Der Pressgesang von Federico ist in üblicher Hardcore-Manier giftig, druckvoll und laut. Die ersten Songs werden mit einfachen und direkten Gitarrensounds rausgeknattert. Massengröhlen legt das Stop'n'Mosh-Gebolze flach. Doublebass und Drums treten dann noch mal kräftig in die Fresse. Ab "As we speak" wird es abwechslungsreicher, der Track kommt schon recht melodisch daher. Dann wieder einige prügelnde Songabschnitte gepaart mit derbem Headbangsound. Hat da gerade jemand Bolt Thrower gerufen? Der Hammersong "Fuel" ist schon durch den Refrain in guter alter Hardcore-Masche gestrickt. Mit mächtigen Background-Shouts, deepem Midtempo und fetten Riffs bestückt, geht es dann richtig zur Sache. "Hallow Horns" sticht vor allem durch lässige Zwischenparts aus der Masse.
Der Titelsong "With Triumph Comes Loss" schließt die CD ab und kracht noch mal mörderisch ins Gestüt. Wieder beweisen die Schweizer, wer hier Midtempo hämmert, schon der erste Growl lässt die Fugen platzen. Dominante Guitarlines laden mit brachialen Riffs zum Nackenbrechen ein und setzen noch ein sahniges Topping oben auf. Im Core'n'Roll-Stil groovt man durch den restlichen Song. Absoluter Anspieltipp! - Zusammen gefasst besteht die CD aus schlichten, mächtigen Riffs, straightem Midtempo, Mitgröhl-Refrains und stampfenden Moshitup-Parts.
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REGGAE
Nosliw: Mittendrin
Der neue Stern am Reggae/Dancehall-Himmel will mit "Mittendrin" in Liga von Seeed und Gentleman aufsteigen, und die beiden geben ihm noch Starthilfe, indem sie sein Album produzierten. Seit seiner letzten Single "Wie Weit" ist Nosliw die große Hoffnung der Jamaika-Fans, die Leser des Riddim Magazins wählen ihn 2004 sogar zum Newcomer des Jahres. Im Rap findet Nosliw ein Forum für seine Texte, die er gerne melodiös mit seiner unaufdringlichen und sanften Stimme auf Laid Back-Riddims legt. Seine intelligenten und tiefsinnigen Lyriks stellen eine Ausnahme im Musikgeschäft dar. Der Newcomer schafft es, die Hörer mit sozialkritischen Texten zu berühren. Der ausgebildete Logopäde prangert schon im ersten Stück "Geht Es Uns An" Missstände unserer Gesellschaft wie Kapitalismus und Ignoranz an. Dabei wirkt er nicht aufgesetzt, sondern bringt authentisch seine Anliegen an den Mann: "uns wird die Not gezeigt, solange die Quote steigt". Auch "Alles Wird Gut" geht dem Hörer ("hatte nichts mehr vor außer dem nächsten Schuss...") unter die Haut. Unbeschwertere Themen wie die so oft besungene Liebe, die es auf der Platte natürlich auch zu hören gibt, bestückt der Artist im Song "Königin" zusammen mit Kollege Max Herre auf eine Art mit Reimen, dass man sich wünscht, er hätte sie für einen selbst getextet ... Zurück in der Realität muss man ehrlicherweise feststellen, dass es nicht zuletzt am Freundeskreis-Rapper liegt, der es schon immer verstanden hat, Frauen mit seinen Lyriks zu betören. Aber auch alleine beweist der ehemalige Installateur für sanitäre Anlagen in "Neben Dir", dass sinnliche Texte seine Stärke sein können. Nosliw präsentiert sich vielseitig, wenn er die bouncenden Clubbesucher mit einem Track wie "Alarm" bei Laune hält. Wobei dieser Riddim von Seeed stammt (Electric Boogie Riddim), genauso wie der von "Nur Dabei", den Nosliw von "Doctor's Darling" übernommen hat. Leider kristallisiert sich im Laufe der CD heraus, dass vor allem die Kollabos Schwung in die Platte bringen. Ohne Max Herre und Vanessa Mason wäre sie nur guter Durchschnitt.
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MUSIK DVD
Neil Young: Greendale
Der Kanadier ist eine der wenigen noch aktiven Ikonen der Hippie-Bewegung. Bereits vor 30 Jahren stand er mit seinen Crazy Horse-Musikern auf der Bühne und sang für eine bessere Welt. Im vergangenen Jahr zog er mit seinem Album-Musical "Greendale" die ernüchternde Bilanz. In seiner Wahlheimat, den USA, hatte sich nichts zum Besseren verändert, ganz im Gegenteil. Mit der nun erscheinenden DVD gibt Neil Young seinen auf dem Album "Greendale" bereits besungenen Eindrücken von Amerika ein Gesicht und lässt sich selbst tief in die Seele blicken. Gute Absichten treiben Neil Young um. Im Kopf hat er die Vision einer gerechteren Welt, die Platz für Mensch und Natur im Einklang bietet. In den USA, wo Young seit Jahren wohnt, gelten derlei Werte derzeit nicht viel, zumindest nicht in Regierungskreisen. Der Öl-Multi und Präsident George W. Bush schert sich wenig um die Resourcen unseres Planeten. Er ist beseelt von einem höheren, von einem göttlichen Auftrag gegen den Terror. Auch Neil Young kämpft gegen einen gefährlichen Feind. Das spricht aus jeder Zeile seiner Songs um die fiktive Familie Green. Auch die Bilder, die er seinen Songs an die Seite stellt, transportieren das Bedrohungsszenario. Dem Teufel wird nicht umsonst eine der Hauptrollen in "Greendale" zugewiesen. Er verkörpert die vielfältigen Bedrohungen für die Kleinstadtidylle von Greendale. Er durchkreuzt das harmonische Miteinander der Großfamilien. Er entfremdet Mensch und Natur. Er nimmt die Gestalt von Big Business an. Er bricht in Form der entfesselten Medien über Greendale herein. Bewaffnet mit einer Super 8-Kamera kämpft Young 90 Minuten lang in grobkörnigen, wackligen Bildern und mit den Songs seines Albums "Greendale" gegen die korrupten Politiker in Washington D.C., gegen die Allmacht der Großkonzerne, gegen die effekthascherische Berichterstattung in den USA und zielt damit in letzter Konsequenz immer auch auf George W. Bush. Das ist an sich zwar löblich. Dennoch macht die ideologische Richtung, die Young in "Greendale" einschlägt, ähnlich viel Angst, wie der missionarische Eifer von George Bush junior. Neil Young, einstmals den Idealen der revolutionären 60er Jahre verpflichtet, stellt sich mit "Greendale" sein eigenes Armutszeugnis aus. Der weit gereiste Musiker versteht seine verklärte Kleinstadtidylle als positiven Gegenentwurf zum modernen Amerika und stellt sich damit in eine Reihe mit reaktionärer Rednecks, die alles ablehnen, was ihren eigenen Horizont überschreitet. Von den freiheitlichen Ideen der Hippies zu einem konservativen Polit-Fundamentalismus wie auf "Greendale" ist ein weiter Weg; einer, auf dem ich Neil Young nicht folge.
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Text-Quellen: Diverse
27.10.2004 22:23:21 / enzo
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